Montag, 30. September 2013

29.Tag: Von Figueras nach Caldes de Malavella


Das leichte Unbehagen, wie es auf spanischen Wegen weiter geht, hat mich auch meinem Ruhetag nicht ganz verlassen. Auf der Karte scheint es nur wenige Wege Richtung Barcelona zu geben - und die meisten sind rot - groß, laut, viel Verkehr. Doch heute habe ich mich mit Spanien ausgesöhnt. Vielleicht habe ich die ersten Tage zu sehr über die "alte Liebe" gelästert, so dass sie sich so ungnädig zeigte, oder habe ich zu sehr von Frankreichs Radwegen geschwärmt? Wie auch immer, nach eifrigem Kartenstudium habe ich heute, von etwa 75 km (auf de "roten" Straßen wären es vielleicht 55km gewesen), nur um die 10 auf der N 11 Nationalstraße verbracht, und bin durch wunderschöne kleine Dörfer gefahren. In Vilamalla muss ich wie ein Alien gewirkt haben, zumindest hat eine alte Dame, die mit ihrer "ecuatorianischen"  Betreuerin unterwegs war, mit ihrem Stock auf mich gezeigt, als ich auf der Karte nach der nächsten Straße suchte, und gemeint "éste no es de aquí"- der isch et von da - genau, und war auch gleich wieder draußen.  Kleinen Sträßchen, die Berge auf der rechten,

 

ein strahlend blauer Himmel - und seltsamerweise riesige Haufenwolken zur Linken, auf die ich fast runterschauen konnte, die sich an der Küste aufbaut haben, aber nicht die Berge hoch gekommen sind. Einmal habe ich in der Ferne sogar das Meer gesehen.
Mein Kartenstudium kann so schlecht nicht gewesen sein. Denn auf dem Weg habe ich 2-3 Mal amerikanische Damen getroffen, die geführte Radtouren durch Katalonien gemacht haben, und weiße Busse sind immer wieder hin und her gefahren, um zu sehen, ob alle noch auf dem Weg sind.
 Die Sträßchen waren wirklich genial. Nur nach Gerona musste ich rein, kein Vertun- häßlich. Der Ort hat mich nicht sehr beindruck, bis auf ein älteres Ehepaar (etwa in meinem Alter), die mich angesprochen haben, "wohin des Wegs, usw...." und als ich sagte, ich wolle heute noch nach Malavella, erklärten sie mir, dass meine Streckenplanung viel zu kompliziert sei. Es gäbe von Gerona eine "via verde", auf einer alten Eisenbahntrasse, die ginge nach Casa de la Selva, und dann runter ans Meer. Aber von Casa de la Selva aus gäbe es eine Straße nach Caldes de Malavellas. Und das stimmte auch. Etwa 15 km Fahrradwege vom Feinsten. Richtig gemütlich - sieht man von dem Auf und Ab des Pyrenäenvorlands ab. Heute waren schon ein paar knackige Steigungen dabei ( bis über 12 %).
Von Caldes de Malavella habe ich mir ehrlich gesagt ein bisschen mehr versprochen. Schließlich kommt da das berühmte "Vichy Catalan" her. Aber außer einer riesigen Abfüllanlage und Schildern, die zu irgendwelchen "Thermen" führen, war von einem mondänen Badeort nichts zu spüren.
Gut, das Hauptgebäude der Abfüllanlage ist schöne Industriearchitektur:

Morgen geht es wieder ans Meer. Leider habe ich auch nach intensivstem Kartenstudium keinen anderen Weg gefunden, als entlang der "roten N 11" zu fahren. Ab er dafür ist es ein relativ kurzer Fahrtag. Dienstag in Sant Pol und Mittwoch "si dios quiere" - Barcelona.
In Gerona habe ich zwar ein neues Internetmodem gekauft. Aber es will sich nicht installieren. Ich denke, das bekomme ich spätestens in Barcelona geregelt.




28.Tag: Ruhetag - Dáli-Tag in Figueras

Der eine oder die andere werden es gemerkt haben. Meine Befürchtungen, was den Übergang  vom französischen Internet zum spanischen betrifft, waren nicht  grundlos.  Zwar hatte ich gestern im Hotel WiFi Anschluss, aber dann brach ein heftiges Gewitter aus, und für den Rest des Tages verabschiedete sich der Zugang zur "digitalen Welt"!
Doch von Anfang an.
Der Tag begann spektakulär, wolkenloser Himmel. Und ich war genau richtig am Dali Musuem - n o c h keine Schlangen!
Ich hätte nicht gedacht, dass der Meister der Selbstdarstellung mich noch überraschen kann, aber hat er - was für ein durchgeknalltes Museum. Wie konnte ich 30 Jahre lang daran vorbei fahren!
Aber es waren weniger die bekannten Werke, von denen ich natürlich viele kenne, aber eben noch nich im Original gesehen habe, es waren viele kleinere Werke, die mein Dali Bild zurecht gerückt haben.
Z.B. hätte ich ihm soviel Selbstironie nicht zugetraut:
Das Akronym, Avida Dollares, mit dem seine ehemaligen Weggefährten und Freunde ihn veräppelt haben, hat er selbst zu einem goldenen Luxusschmuckstück verarbeitet.
Aber was mich am meisten überrascht hat, wie politisch Dali Ende der 60er Jahre war. Sein Zyklus, Aliyah, den er wohl zum Sieben-Tage-Krieg schuf, hat mich wirklich sehr beeindruckt.
 
Aber mindestens so surreal wie das Dali-Museum ist das Spielzeug-Museum von Figueras.
Ich hatte einen schönen anregenden Ruhetag.

Samstag, 28. September 2013

27.Tag: Von Le Boulou nach Figueras

ICH BIN IN SPANIEN - UND ÜBERN BERG!!!


Was für ein Tag!!! Ich muss ja ehrlich zugeben. Ich habe heute Nacht nicht besonders gut geschlafen, und es waren nicht nur die Mosquitos daran schuld (obwohl es die schnakenintensivste Nacht seit Beuggen war).
Am Morgen, der Blick aus dem Fenster, keine Berge, nur eine graue Wand, Wolken bis ins Tal. Ein gutes Zeichen? Es wird sicher nicht heiß werden.
Gestern Nachmittag war ich noch im Touristenbüro und der junge Mann versicherte mir nicht nur, dass der Radweg tatsächlich  in Spanien weitergeht, sondern druckte mir auch noch eine detailierte Routenbeschreibung bis la Jonquera aus. Schön. Aber warum steht davon kein Wort im "Internetz". Ich bleibe mistrauisch.
Um 8:45 starte ich und  fahre zur Brücke, wo ich gestern das Schild gesehen habe. Es ist immer noch da.
Und zu meiner Überraschung trägt es sogar wieder das magische blaue Quadrat mit den Sternen - und einer 8 im Kreis: das Zeichen für die EuroVelo Route, die von Athen bis Cadíz führen soll.
Also los!
Wie es aussieht, waren meine Bedenken, ich müsste den Aufstieg auf der Nationalstraße machen, mit der Nase knapp über den Auspuffen (Auspuffs? beides klingt komisch!) völlig hinfällig.
Der Radweg ist so gut wie gestern und steigt auf den ersten Kilometern an, aber sehr angenehm. Das erste Dorf ist schnell erreicht. Dann wird die Steigung knackiger. Was für eine Landschaft!!
Zuerst  entlang kleiner, tief eingeschnitter Täler - in der Schweiz würde man das Tobel nennen. Der reinste Dschungel. Und so ist auch die Luftfeuchtigkeit. Ein Glück, dass die Sonne nicht scheint. Und die paar Regentropfen kommen kaum am Boden an. Die Straße bleibt trocken.
Von einer spektakulären Aussicht zur nächsten zuckle ich nach oben. Und dann, der Blick über die Berge!
Die Wolken ziehen nach oben - und es wird noch wärmer. Das zweite "Dorf". An einer Kapelle, ein Dutzend Leute in Sonntagstracht. Eine Frau holt eine Madonna aus dem Kofferraum, - das scheint mir etwas respektlos, - aber ich finde eine Marienprozession kann kein schlechtes Zeichen sein.
Im Dorf wird der Anstieg so steil, dass ich keine Gänge mehr übrig habe. Doch das sind nur 50 Meter, dann kann ich wieder aufsteigen.
Und dann sehe ich auf einmal "Le Perthus" - den Grenzort von französischer Seite unter mir.
Ein Stück weiter, schaue ich auf die Festung Bellegarde (Vauban- der von Besancon und Neu-Breisach, soll hier auch ein paar Tipps gegeben haben).
 Verrückt, wenn man jahrelang mit dem Auto daran vorbei gefahren ist, und nun auf einmal eine völlig neue Perspektive hat.
Hier beginnen Korkeichenwälder. Zuerst noch bewirtschaftete, mit den roten nackten Stämmen. Dann ganze Berghänge schwarz, verbrannt, verkokelt. Ein trauriger Anblick.
Die Strecke ist so abwechslungsreich, dass ich ganz vergesse darauf zu achten, wo und wann ich über die Grenze gekommen bin. Dabei hatte ich doch mein Spanien-T-Shirt am Morgen ganz oben eingepackt, um es für das Grenzübertrittsphoto anzuziehen. Macht nichts, machen wir später.
Spätesten als der Weg grausam schlecht wird, kommt mir der Gedanke: "Kann es sein, dass ich schon in Spanien bin?"
Eine Sandpiste, mit vom Regen ausgewaschenen Querrinnen, hier gibt es kein Halten mehr, ich muss zu Fuß weiter. Hinter dieser Ecke ging es los:
Unten am am Horizont kann man die Autobahn und die Nationalstraße sehen.
Neben der Landschaft, war es heute die absolute Stille über mehrere Stunden, die mich am meisten beeindruckt hat.
So rutsche ich die nächste 2 Kilometer mehr oder weniger nach unten. Runterkommen hatte ich mir lustiger vorgestellt. Zumal der Weg im Niemandsland zwischen Autobahn, Nationalstraße und Schnellbahntrasse einfach in einem Loch endet. Trotz aller Vorsicht rutsche ich rein. Aber nix passiert!!

In La Jonquera, sehe ich das Euroveloschild noch einmal. Ich beschließe, ihm noch eine Chance zu geben. Das war ein Fehler. Von den ersten 10 km in Spanien bin ich mindestens 6 gelaufen.
Es geht ähnlich gruselig hoch, wie ich nach La Jonquera runter gekommen bin. Aber oben angekommen, lässt die Aussicht alle Flucherei der letzten halben Stunde vergessen. Plötzlich wird mitten in der Hochebene, ohne erkennbare Grund der Pfad eine schönes kleines asphaltiertes Sträßchen. In Südamerika hätte ich vermutet, dass hier irgendwo die Jagdhütte des Bürgermeisters oder Ortspolizisten sein muss. Aber doch nicht in Spanien!!
Den nächsten Ort, den ich erreiche, nehme ich zum Anlass, vorerst Abschied von dem EuroVelo Radweg zu nehmen und ein stinknormales Nebensträßchen Richtung Figueras zu nehmen.
Trotz aller Abenteuer auf dem Weg erreiche ich Figueras schon um kurz nach 14:00 - nach etwas mehr als 5 Stunden Fahrt. Das Hotel ist geschlossen, doch kaum habe ich auf  die Klingel gedrückt,kommt ein junger Mann die Straße runter.
Ich bekomme - für 25€- in der Nachbarschaft - ein kleines Appartement, damit ich mein Fahrrad gut unterbringen kann! Wirklich nett. Ich finde, es hat auch wirklich verdient,  mal mit ins Wohnzimmer zu kommen.

 In Figueras will ich mein "In-Spanien-Angekommen-Photo" in meinem roten Espana (ich weiß immer noch nicht wie man die Sonderzeichen findet)T-Shirt machen. Ich trete also frisch geduscht vor die Tür, um mich vor dem Dali Museum zu fotografieren, schaue kurz auf das Haus gegenüber
 

und beschließe: "Keine gute Idee, überhaupt keine gute Idee!!" und gehe schnell zurück in die Wohnung,  um etwas "neutraleres" anzuziehen. 
Ich finde, diese Foto kann auch  als "angekommen" durchgehen, oder?
(das Bier ist perspektisch schamlos verzerrt!!!)
Und nun zum Schluss.
Sicher wird sich der eine oder die andere fragen, wie ich denn so heute "im Berg" ausgesehen habe. Tja, da "haben wir weder Kosten noch Mühen gescheut" und mit hohem technischen Aufwand dieses Foto geschossen:


  Was ich mir merken muss:

 21. Du bist jetzt in einem anderen Land. Und in anderen Ländern herrschen andere Sitten. Essen gibt es von 13:00-16:00, das ist das Mittagessen, und das Abendessen, - vergiss es, da schläfst du schon längst!!!

Freitag, 27. September 2013

26. Tag von Canet Plage nach Le Boulou


Heute lasse ich es langsam angehen. Nach Le Boulou sind es nur um die 40 km. Ich verabschiede mich für ein paar Tage vom Meer. 
"Der BERG ruft!"
Ich beginne mich schon so langsam von den fantastischen französischen Radwegen zu verabschieden, denn was man so hört,  findet Radfahren in Spanien eher im Fernsehen statt. Aber wir werden sehen.
Heute bin ich h o c h konzentriert. Die meisten Radwege um Touristenorte, sind Rundwege, oder führen zu Orten zu denen ich nicht will (siehe gestern). Also aufgepasst. St. Nazaire (das ist nicht das berühmte) liegt nicht mehr auf dem Rundweg. Und es klappt. Von St. Nazaire nach Alenya - kein Problem. In Alenya keine Schilder. Kein Problem, ich bin inzwischen ein Fan vom Fragen: Der Polizist auf dem Motorrad macht mir die Eskorte und fährt mit mir durchs ganze Dorf. War wirklich etwas kompliziert zum Erklären. Elne ist die große Überraschung des Tages. Ein ganz lebendiges Provinzstädtchen, mit einer tollen Kirche und einem gigantischen Krämermarkt. Der ist viel zu groß für einen Wochenmarkt. Der ganze Ort ist ein Markt. Die Straßen rauf und runter, - es sieht gerade so aus, als ob Martini auch in Südfrankreich ein wichtiges Datum ist. Hat Spaß gemacht ein bißchen zu bummeln. Wenn es noch einen Stand mit "roten Würst"  und Zuckerwatte gegeben hätte, dann wäre der Zeitsprung in  die Kindheit perfekt gewesen.
Und heute bekam ich sogar noch eine 2.Eskorte. Ein stadtbekannter Rapper und Schulschwänzer, der lieber auf den Markt gegangen ist, fährt mit seinem BMX-Rad den ganzen Ort vor mich her. Es wäre auch dieses Mal nicht einfach geworden alleine rauszufinden.
Hinter Elne geht es langsam aber sicher aufi. Sehr angenehm, aber bis Le Boulou mache ich schon ein paar Höhenmeter.
Und eine weitere Überraschung: Auf einmal entdecke ich wieder einen Superradweg. Er führt von Argelés nach Le  Boulou. Ich stoße etwa auf halber Strecke darauf.
So radle ich völlig entspannt bis Le Boulou- na ja, die Berge zu meiner Linken beeindrucken mich schon.
Kurz bevor ich in den Ort abbiege, sehe ich, dass dieser Radweg anscheinend weiter führt. Es ist "La Jonquera" angeschrieben. Sollte das wirklich stimmen - und im ganzen gigantischen trüben Infotümpel Internet, kein Hinweis darauf???
Hoffnung glimmt auf. Doch ich bleibe skeptisch.
Drückt mir die Daumen, dass ich Morgen gut über die Berge komme.

Es könnte sein, dass ich in Spanien erst einmal wieder meinen Internetanschluss anpassen muss. Wäre also smöglich dass ich vielleicht ein oder 2 Tage nichts von mir hören lasse (aber vielleicht werden  in den spanischen Hotels auch kostenlose WiFi Spots angeboten).


Donnerstag, 26. September 2013

25. Tag: Von Gruissan nach Canet-Plage

 Das Naturschutzgebiet um Gruissan ist wirklich sehenswert. Flamingos direkt vor der Stadt,  und nur wenige Kilometer vor der Stadt beginnt wieder ein spektakulärer Weg direkt an einem Kanal entlang, der, wie vor einigen Tagen, links eine riesige Lagune, rechts den Kanal, rechts vom Kanal wieder Wasser hat. Ein ganz besonderes Radeln ist das, auch wenn der Weg nicht berauschend ist, die Landschaft ist es allemal. An einer der Schleusen, mit einem Radler ein Schwätzchen gehalten. Es stellt sich raus, dass er zur gleichen Zeit in Tübingen in der "Franzosenkaserne" war, zu der ich in Tübingen studiert habe. Wer weiß, vielleicht sind wir im "Casino" sogar mal aneinander vorbeigelaufen.
 Problemlos durch Port Nouvelle, doch von nun an gibt es erst einmal keine Alternative. Ich muss auf eine "rote" Straße, nicht toll, auch wenn der Fahrradstreifen durchgehend breit ist, und der Verkehr sich in Grenzen hält.
Dann kommt das Cap Leucate. Ums Cap kommt keiner rum, nur oben drüber. Und dieses Kapp ist genauso steil wie die Mütze eines nordkoreanischen Generals- und genauso hässlich. Aber unten in Leucate wird es dann wieder gemütlich. Im Hafen war ich ehrlich versuchtg meine ersten Austern zu essen. Das war genial. "Hinten" am Wasser lagen die Boote und vorne waren die kleinen Restaurants wo die Leute Austern aßen.
Aber voller Bauch radelt nicht gern (zumindest meiner) und ich habe noch einige Kilometer vor mir.
A
Aber von nun an nur noch gemütliche Radwege. Super hergerichtet und nette Leute unterwegs. Im Touristenbüro von Les Barcarés sagt mir die nette junge Dame, es seien noch 15 km. Quasi schon da. Das wird ein angenehmer Tag. In Gedanken fange ich schon mit dem Blog an. Dann treffe ich noch 2 Schweizer-Tandem-Paare aus der Nähe von Zürich. Und so vergeht die Zeit wie im Fluge. Irgendwann schaue ich auf die Wegweiser "Rivesaltes" - das kenne ich irgendwo her, und radle fröhlich weiter. Irgendwann denke ich, mit der Durchschnittsgeschwindigkeit müsste ich doch längst in Canet sein. Ich hole die Karte raus. Da trifft mich der Schlag!! Ich fahre schon gut 8 Kilometer ins Landesinnere. Das ist ein wunderbarer Radweg, der von der Küste weg führt. Den ganzen Weg zurück? Never! Da muss es doch einen direkten Weg zur Küste geben. Gibt es auch. Relativ direkt.
Aber so wurde aus diesem sehr abwechslungsreichen Tag, meine bisher längste Tagesstrecke.
Dafür mache ich es mir Morgen gemütlich.
Das Hotel ist spitze, direkt am Strand, mit eigenem Balkon, und die Nachsaisonpreise sind sehr mäßig.

Das ist der Blick vom Balkon.
Morgen möchte ich nur bis Le Boulou fahren. Damit ich den Samstag zum Aufstieg in die Pyrenäen habe.
Ich habe mich gegen die Küstenstraße entschieden. Denn die, sagten mir jetzt 2 Radler, die sie schon gefahren sind, ist sehr eng und kurvig und mit vielen Tunneln. Nö, das muss nicht sein. Die andere Strecke nach La Jonquera ist zwar auch nicht optimal aber ich werde da versuchen.

Was ich mir merken muss:

19. Eigentlich hatte ich dich immer für eine lernfähige Einheit gehalten. Aber warum du absolut nicht einsehen willst, dass es von Vorteil ist, wenn man tagelang durch extreme Sumpfländereien radelt, ein Mückenspray parat zu haben, das ist mir unverständlich. Warum hängst du dir nicht gleich ein Schild um den Hals."Frischblut- Importware- guter Jahrgang -absolut restrotweinfrei"!!

Heute musste es sein. Anhalten und die Satteltasche komplett nach dem Mückespray durchwühlen. Sie hätten mich sonst gefressen.
20. Blogs werden erst dann geschrieben, wenn man angekommen ist!
 

Mittwoch, 25. September 2013

24.Tag: Von Marseillan nach Gruissan

Ehe ich mit dem Bericht über den heutigen Tag anfang, eine Neuheit auf diesem Blog!!
Christoph hat den bisherigen Verlauf der Reise auf Google Maps dokumentiert.
Wer Lust hat, kann mit diesem Link die Seite aufrufen:

Vielen Dank Christoph!

Und was geschah heute?

Nein, Barbara! Auch mit GPS und smarter Software hätte ich heute keine Chance gehabt. Heute Morgen haben sich sämtliche Waldgeister und provencalischen Trolle gegen mich verschworen.
Ich wußte, dass ich heute ein etwas komplizierte Route vor mir hatte, aber dass Ortschaften einfach nicht auftauchen, wo sie auftauchen sollten, dass auf kleinen Sträßchen auf einmal keine Hinweisschilder mehr zu finden sind, dass Brücken über Kanäle verschwinden, da hätte Klausens GPS Smartphone auch die Grätsche gemacht. 
Um 9:00 bin ich losgefahren, und um 13:00 war ich Luftlinie noch keine 30km weg vom Ausgangspunkt. Alle Straßen wollten nach Beziers, ab er ich partout nicht. 
Das Problem war heute, dass 150 "Midi"- Kanäle und ein halbes Dutzend Flüßchen zum Meer strebten, aber Brücken eher eine Seltenheit waren. 
Das war mir schon gestern klar gewesen, den größte Umweg musste ich bis hinauf nach Lespignan machen um nach Pont de Fleury zu kommen, denn dort war die einzige Brücke über dieses harmlose Flüsschen:
Um aber diese Brücke zu erreichen, muss man die Autobahn 2x kreuzen, und das ist natürlich auch nicht überall möglich.
Der ganze Plumquatsch begann mit einer Baustelle, dann einem rinks-lechts Autisten - und schon war ich inmitten riesiger Mückenschwärme zwischen endlosen Stierweiden. Immerhin konnte ich das letzte noch fehlende Bild  typische südfranzösische Bild machen- Stiere:



Es war schließlich schon 13:15 und ich immer noch auf dem Weg nach Beziers, als ich - wiederum von einer Baustelle umgeleitet, auf das alles entscheidende Schild stieß:
SERINGAN -Zwischenzeitlich hatte ich schon vermutet, dass es sich bei diesem Ort um eine dieser sagenhaften Städte wie Brigadoon oder Rungholt  handelt, die nur alle 100 Jahre für einen Tag auftauchen - Sümpfe hat es ja genug in der Gegend!!
Aber Sérignan gibt es, das kann ich inzwischen bestätigen. Und von da an, flutschte es nur so. Die von mir ausgesuchte Strecke, muss ein alter Weg nach Narbonne sein (siehe oben: Brücke) oder eine neue Weinerkundungsroute für Touristen. Auf jeden Fall gab es mitunter sogar Radwege. Und die Beschilderung war perfekt. Kleiner Schönheitsfehler, es wurde richtig "hügelig". 
Aber insgesamt eine tolle Strecke, die mir auch nicht mehr so anstrengend vorkam. Mag auch daran gelegen haben, dass die Weinernte in vollem Gange war und die Wege voll mit zermatschen Trauben.
Gegen 17:00 und nach etwas über 80 km (geplant waren 65) komme ich in Gruissan an, das mitten in einem großen Naturschutzgebiet liegt. 

So sieht eine Karte nach einem Tag wie dem heutigen aus:

Dienstag, 24. September 2013

23. Tag: Le-Grau-du-Roi nach Marseillan

Der Tag fängt äußerst GRAU an. Ideales Radelwetter. Rückenwind. Und heute gibt es guten Kaffee. Die "Notunterkunft" - so stellt sich heraus, ist gar keine Pension, sondern die Gastgeberin hat ihrer Freundin einen Gefallen getan.  Offensichtlich hatte diese wirklich Bammel davor, dass sie bei booking.com rausfliegt, oder eine negative Wertung bekommt. Gut zu wissen.
Nach der Karte musste das eine aberwitzige Tour werden. Und das wurde sie auch. Denn gleich nach La Grande-Motte wollte ich auf den Rhonekanal, der bis Séte, geht stoßen und an ihm entlang radeln.
Aber zuerst kam La Grande-Motte (der große Kloß, sagt das Online-Wörterbuch, passt irgendwie). Das War wirklich der große Klops. So etwas habe ich noch nicht gesehen.
Standen die letzten beiden Tage unter dem Motto: "Aus der Romanik - durch die Botanik" -  so  landete ich heute in einer Parallelwelt:


Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, mir die Frage zu stellen, was wohl die Architekten dieser "Scheibenwelt" bewogen hatte, diesen völlig neuen Stil zu erfinden. Denn "Modern"-  ist das nicht und  war es nie gewesen:
Das ist Kitsch in seiner höchsten Vollendung - Ich bin noch jetzt begeistert!!
Es ist ja nicht das erste Mal, dass Hollywooderfindungen den Weg in die Wirklichkeit finden. Dass aber eine sehr schöne Kindheits-und Jugenderinnerung von mir wirklich Beton werden sollte, das hätte ich nicht zu träumen gewagt. Es hat ein wenig gedauert, aber spätestens bei diesem Gebäude wusste ich:
Die Architekten haben nicht nur ununterbrochen gekifft, sondern dabei auch noch "die Jetsons" angeschaut, eine Hanna-Barbara Zeichentrickserie, die in der Zukunft spielt.
Und hier im "großen Kloß" - la Grande-Motte- sind die Zukunftsphantasien Hollywoods Wirklichkeit geworden.
Die darauf folgende halbe Stunde, habe ich dann damit verbracht, mir einen treffenden Namen für diesen architektonischen Stil auszudenken. Unter die ersten 5 Favouriten kamen bei mir:
"Betonkoko" - "Hysterismus" - "Mottismus"- "Delirik" . Die Nr. 1 auf meiner Liste ist "Jetsonik". Andere Vorschläge werden gern angenommen.
Das schöne an der Sache ist, dass man hier offensichtlich richtig Geld auf den Tisch legen muss, um mit seinem kleinen Bötchen hier vor Anker gehen zu dürfen.
Ausnahmsweise hat es dieses Mal die Richtigen getroffen.

Den Einstieg in den Weg neben dem Rhone-Séte-Kanal habe ich ohne Probleme gefunden
Aber nicht weit hinter dieser Brücke, großes schweres Gitter, Weg gesperrt. Verfl... das bedeutet, statt etwa 70km einiges über 90km!!
Zwei Herren, die mit mir zusammen vor dem Zaun stehen drehen um. Doch da sehe ich weit hinten ein Fahrrad auf dem gesperrten Weg, sollte der Weg vielleicht doch....
Ich beschließe zu warten. Und siehe da, eine junge Dame auf einem BMX Rad kommt hinter dem Zaun hervorgehoppelt, muss sich erst die weißen Stöpsel aus den Ohren ziehen, um mir dann in lupenreinem Spanisch zuzurufen: " Klar, kein Problem, der Weg geht durch... hasta el fondo!" Dann also das Rad um den Zaun gequetscht - und los geht' s.
Bald ist der Weg genau so, wie auf der Karte,  links ist See, dann kommt Weg, dann kommt Kanal, und hinter dem Kanal kommt wieder See. Völlig abgefahren. Nur: Was ist, wenn die Lady mich angeschmarrt hat?
So geht das Kilometer um Kilometer (auf dem rechten Bildrand sieht man, dass der Kanal nur durch eine Mauer von der Lagune getrennt ist), mal ist der Weg besser, mal schlechter. Insgeheim machte ich meinem geschundenen Gefährt alle möglichen Versprechungen, wenn es nur auf dieser Rüttelpiste durchhält-
Doch dann kommt die Überraschung schlechthin. Es hat mich ja gestern schon gefuchst, dass ausgerechnet bei den ersten Flamingos die Batterie der Kamera leer war und nun das
Flamingos ohne Ende. Was auf dem Foto zum Glück nicht rauskommt ist. So schön die Viecher sind, so hässlich können sie schreien - und viele Flamingos können noch viel hässlicher schreien. Nach einigen Kilometern war ich dann ganz froh, mich von den Schreihälsen verabschieden zu können.
In Séte verabschiede ich mich auch endgültig von der Rhone und seinen Kanälen - und lerne eine wichtige Lektion für´s Leben (siehe unten)
Séte ist eine unspektakuläre Hafenstadt, mit dem entsprechend großen Industriegebiet. Dank meiner neuen Freunde, den Anglern, komme ich völlig problemlos durch.
Und auf der anderen Seite ein neues Bild. Die nächsten 13 km radle ich quasi hinter der Düne auf einem schmalen Landsteg. Wieder: links ist Wasser, rechts ist Wasser. Doch diesmal ein perfekt organisierter Radweg. Ich bin wieder in Touriland.
Um 16:00 komme ich in  Marseillan Plage an. Das Hotel "hat auf", die Leute sind nett.
So langsam merkt man, dass die Saison zu Ende ist.

Noch sind die Cafes in der "Happy Hour" gut besucht. Ich senke den Altersdurchschnitt auf der Promenade nur unwesentlich.

Was ich mir merken muss:

18. Konditorinnen sehen zwar deutlich besser aus, aber wenn es darum geht nach dem Weg zu fragen, künftig immer nach Anglern Ausschau halten. Erstens sind sie überraschenderweise immer für ein Schwätzchen zu haben, zweitens kennen sie sich mit allen Schleichwegen zum, am und am Wasser entlang, bestens aus, drittens haben Verbotsschilder für sie nur Hinweischarakter (den halben Tag bin ich heute auf Wegen unterwegs gewesen, die für Fahrradfahrer gesperrt sind. Vielleicht hätte ich das schon früher mal versuchen sollen),viertens: Sie geben dir Hinweise mit denen du was anfangen kannst, "dann kommt das Möbelgeschäft von Miguel, da musst du dann links abbiegen.." (und so war es auch beim Möbelgeschäft ging es links hoch) und fünftens:
 Alle Angler sprechen Spanisch (das ist statistisch belegbar: von 5 befragten Anglern sprachen 5 perfekt Spanisch). Und wenn ich meine Söhne hinzurechne sogar 7 von 7!





Montag, 23. September 2013

22. Tag: Von Arles nach Le Grau du Roi

Ich bin am Meer!!

Da musste mein treuer Gefährte unbedingt auch mit aufs Bild!
Doch der Reihe nach:
Ein Tag der schwer einzuordnen ist. Ein Tag der superschönen Bilder. Die Salinen, die weiße Salzberge, rosa Flamingos in Lagunen. Vogelparadiese und Kunst. Es war von allem etwas dabei, und alles vom feinsten.
Also unterm Strich ein 8 von 10 Tag, wären da nicht die kleinen Pleiten gewesen.
Es fing schon so was von garnicht gut an.
Ich komme in den Frühstückssaal des Hotels, da muss ich erfahren, dass die Kaffeemaschine kaputt ist. Und ohne Kaffeemaschine keinen Kaffee - aber wie soll man ohne Kaffee aufs Rad steigen!!
Schlechtes Zeichen!
Und so brauchte ich annähernd 1 Stunde und insgesamt annähernd 10km Umweg, um richtig aus der Stadt rauszukommen und in die Camargue rein zukommen .
Wer soll den auch wissen dass es ein Crau und ein Grau gibt, und das oberfiese war, ich wußte, ich muss über die Rhone. Aber als ich endlich die Brücke gefunden hatte, stand da ein großes Schild, - nur für Autos.
Erst im 2.Anlauf entdeckte ich das Geheimnis der Brücke: Es gab unter der Brücke einen Fahrrad-und Fußweg, quasi in einem unten "angeklebten" Tunnel. Doch der war so vergammelt, dass ich es kaum glauben konnte. Doch letztendlich kam ich auf die richtige Straße.
Und so radelte ich stillvernügt vor mich hin. Der Tag schien doch noch so schön zu werden, wie das Wetter. Auf halbem Weg besichtigte ich das Schloss "de Avignon" sehr schön und wieder mit einer Sonderausstellung - moderne Kunst in alten Räumen. Allerdings nicht so spannend wie die in Avignon. Vieles war zu offensichtlich von den Räumlichkeiten inspiriert oder nahm zu platt Bezug. Aber es gab auch sehr gelungene Wechselwirkungen.
Der weiße Bus war im Schloßpark ein witziger Fremdkörper.

Über weite Strecken ist die Camargue nicht unbedingt ein Hingucker. Die "Schilfwälder" am Straßenrand versperren oft den Blick, und dort wo man etwas sieht, fährt man an Reisfelder, Reisfelder und Weinfeldern vorbei. Doch auf einmal wurde es richtig spannend. Weiße Salzkegel, Lagunen mit Flamingos und dann diese unglaubliche Stadt "Aigues -Mortes".
Eine komplett erhaltene Stadtbefestigung, mit wirklich beeindruckenden Mauern. Wenn ich mal einen El Cid Film drehen sollte, vor diesen Mauern würde ich die Belagerung statt finden lassen.
Doch heute streikte nicht nur die Kaffeemaschine, sondern auch die Batterie der Kamera ware gerade dann leer, als es wirklich interessant wurde. Inschallah.
Nach etwa 65 km kam ich dann in Le Grau du Roi an. Hier geht hier der Canal du Rhone der nach Sete führt durch, aber inzwischen ist es eine künstlich aus dem Meer gestampfte "Marina"- Stadt, in die Bootsbesitzer mit ihren Jachten möglichst bis an die Haustür fahren können. Und die bootslosen Touristen können in ihren Bienenwabenblocks auf ihren Minibalkonen sitzen und den Sonnenuntergang bewundern.
Was aber richtig blöd war. Ich komme an, freue mich aus der Radler- raus, und in die Badehose reinzusteigen. Doch wie so oft bei den Hotels der unteren Preisklassen, macht "meines" erst um 17:30 auf. Ich improvisiere. Aber mit dem Fahrrad und dem ganzen Gepäck ist es nur das halbe Vergnügen am Strand. Um 17.30 stehe ich vor dem Hotel - und muss erfahren, dass sie überbucht hatten, und dass sie kein Zimmer für mich hätten, Le Grau ist ziemlich ausgebucht. So muss ich das Alternativangebot zähneknirschend annehmen. Den Leuten ist es furchtbar peinlich, aber ich darf trotzdem noch ca 3km rausfahren, um nun in einem Privathaus zu sitzen - "mit Swimmingpool" - wie mir versichert wurde, den ich aber noch nicht entdeckt habe. Doch andererseits ist es schon fast wieder witzig, in ein Badezimmer zu kommen, das von anderen Leuten "bewohnt" wird.
Als ich vom Essen zurückkam, war es schon etwas dunkel. Meine Gastgeber hatten die Eingangstür schon zugemacht, mir aber vorher gesagt, ich solle über die Terrasse ins Haus kommen. Dabei wäre ich beinahe auf den alten Hund getreten, der gut getarnt mitten auf dem Teppich lag.

Was ich mir merken muss:

 17. Künftig keine Busfahrer aus Franken mehr nach dem Weg fragen. Die haben zwar unendlich Karten, aber nicht wirklich Ahnung, wie das Leben da unten auf der Straße wirklich ist. Der hat mich nämlich zuerst nach Crau geschickt und damit Richtung Marseille. Bleibe künftig bei hübschen Konditorinnen oder verlasse dich auf deine Karten. 



Sonntag, 22. September 2013

21. Tag: Von Avignon nach Arles

3 Wochen unterwegs. Kommt mir gar nicht so vor. Jeden Tag neue Eindrücke und Erlebnisse. So kann es weiter gehen.
Heute Morgen, habe ich, dank deines Tipps, lieber Hubert, die richtige Brücke aus Avignon heraus erwischt.
Ein ~lingloser Bilderbuchtag. Kühler Wind und Sonne. Gänsehaut pur! Aus Avingnon herauszufinden kein Problem. Die kleine Provinzstraße am Sonntag ohne auch nur ein weißes Jumper-Caddy-Kangoo-Dobló-Sprinter-Handwerkeraute, das aus dem Auspuff  "keine Zeit, keine Zeit.." hustet, keine Mütter-Autos, die Hektik verbreiten: ".. der Lehrer hat schon die letzten drei Mal gesagt, dass es ihm egal ist, wer verschlafen hat...", einfach nur Sonntag!!!
Und der "Weg des kleinen Toni" ist wirklich idyllisch:

UND - kein "aber dann..."-TAG:
Ich radle vor mich hin und habe wieder Zeit meinen Gedanken nachzuhängen,
warum zum Beispiel jedes noch so  winzige Dorf in Frankreich
Video überwacht sein muss. Geht der "schwarze Mann" wirklich überall um?
Und ob wir  bei uns nicht auch langsam auf  "alemannische" Ortsschilder drängen sollten?   ENGA macht ja noch nicht so viel her, aber HOPETZL (ich finde das sieht eindeutig besser  als Hoppetenzell aus) .
DOCH DANN werde ich abrupt aus meinen tiefsinnigen Überlegungen gerissen:
J

Hier ist was los! Da sind Industriegleise ein Dreck dagegen. Ich lege einen höheren Gang ein und komme heil durch den Ort.
Auf halbem Weg zwischen Avignon und Arles liegen sich die beiden Orte Tarascon und Beaucaire gegenüber. Genauer: 2 Gewaltige Burgen.
 Man kann sich lebhaft vorstellen, wie wichtig diese Handelswege hier waren, und wie gut man "zur Herstellung der Sicherheit" seine Abgaben erheben konnte.
Und das schönste an Tarascon ist, dass ich heute wirklich an dem Ort vorbeigekommen bin, an dem der wunderschöne Drache Tarasque gelebt hat- der leider gegen die hl Martha nichts ausrichten konnte, aber
der immerhin auf einem meiner Lieblingsbilder verewigt worden ist:

Hätte mich schon interessiert, wie sie das gemacht hat.

Und so vergeht der Vormittag wie im Flug und ich komme schon kurz vor Eins in Arles an.
Im Hotel sind sie so nett uns lassen mich schon rein, - d.h. das Rad und die Taschen abstellen und ich kann mich auf Stadterkundung machen.
Im Gegensatz zu Avignon oder Orange, die, abgesehen davon, dass sie jede Menge Weltkulturerbe zu bieten haben, ganz "normale" Städte sind, ist mein erster Eindruck von Arles, dass die Dichte von Highlights im Verhältnis zur Stadt so enorm hoch ist, d.h. dass man kaum aus den Touri-Souvenir-Speisekarten-in-sechs-Sprachen-Pizzerien-Vierteln rauskommt.
Aber die Highlights sind wirklich bemerkenswert. Die Arena, das antike Theater (obwohl, gegen das von Orange kann dieses hier nicht anstinken, es hat überhaupt keinen Bühnenraum mehr!) die Thermen des Kaisers Konstantin - u n d das hat mich vor allem umgehauen, die Kirche und die Klosteranlage von Saint Trophime. Solche  romanischen Meisterwerke der Steinmetzkunst  habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Wände, Torbögen, Kapitelle endlos Geschichten und Erzählungen.
  Da geht es rund! Wie elegant der Arm des Mannes aus dem Maul des Löwen hängt! Ich könnte ins Schwärmen kommen.
Unterm Strich: Ein 10 von 10 Punkte-Tag

Und Morgen? Manne möchte ans Meer!!

 Was ich  heute gelernt habe:

Viel. Aber vor allem, dass es in der ganzen Provence nicht annähernd so intensiv nach Lavendel riecht, wie zwischen dem Papstpalast und der Brücke von Avignon - und zwischen der Arena und der Kaiser Konstantin Therme von Arles.

Was ich mir merken muss: 

16. Man reist,  um "Land und Leute" kennenzulernen. Soll heißen, man soll  durchaus auch Kontakt zur einheimische Bevölkerung aufnehmen. Doch Vorsicht: an einem Sonntag, in einem kleinen Ort, in einer kleinen Bar, die ortsansässigen Pernodtrinker (die übrigens inzwischen mehrheitlich auf Bier umgestiegen sind; ich habe Pernod nur eingefügt, um einfließen zu lassen, dass ich mich mit der französischen Kultur und Lebensweise auskenne) nach einem bestimmten Weg (in diesem Fall den des "kleinen Toni")  zu fragen, kann zu erheblichen Komplikationen führen. Einerseits zeigen sich die ortsansässigen Barbewohner als sehr kooperativ und sind bemüht, dir den Weg aus der Stadt en detail zu erklären. Andererseits entsteht sehr schnell Streit unter den Experten, was dazu führt, dass du zeitweilig nicht mehr ins Gespräch eingebunden bist und deine Karte intensiv  mit deinem Kuli verbessert wird.
Das Ergebnis der Debatte wird dir dann von einem der Experten, der einige Zeit in Sevilla gearbeitet hat und dementsprechend wenig Spanisch kann, mitgeteilt. Es entspricht in etwa dem, was du aus der Karte eh schon entnommen hast.
So also nicht: Besser, zwei Straßen weiter in einer Konditorei, einen Cafe (äncafä) und ein Eclair bei einer netten Konditorin bestellen und noch einmal fragen. In 3 knappen Sätzen wird dir der Weg aus der Stadt erklärt, den du dann schließlich auch findest.


Samstag, 21. September 2013

20.Tag: Ruhetag in Avignon

 

Gemütlich angehen lassen! Habe schließlich in Lyon etwas gelernt. Der Tag fängt  genial an:


Das war der Blick aus dem Fenster vom Bett aus. Und auch wenn es nur ein bescheidenes "Hostel" ist, das Gebäude ist ziemlich beeindruckend - von außen:
Das angeschnittene Mansardenfenster ganz links, mit dem offenen Fenster, das ist mein Zimmer.
Und in diesem gewaltigen Gebäude  habe ich den halben Tag verbracht:
Der Papstpalast hat mich sehr beeindruck. Die Präsentationen, mit Filmen, Audioguides, mehrsprachigen Infokarten und Schautafeln ist wirklich gekonnt.  Die Kirsche auf der Sahne war die  Fortsetzung der Ausstellung "Päpstinnen", von der ich gestern schon den ersten Teil gesehen habe. Die Werke der Künstlerinnen bilden einen ganz eigenwilligen Kontrast, bzw. passen sich so toll in die Räumlichkeiten ein.
Den Rest des Tages habe ich mit der Brücke - auch da superinformatives Begleitmaterial, machte richtig  Spaß -
der Sammlung italienischer Kunst aus dem 13.-15 Jh. im Petit Palais
 und einigen Kirchen verbracht.
Avignon ist wirklich ein Erlebnis.
Und dabei hab ich die "Neustadt" auf der anderen Seite des Flusses nur gestern bei der Ankunft gestreift. Das wäre ein extra Tag gewesen.
Nun muss ich überlegen, wie es weiter geht.
In dem Panoramapark sah ich das Schild:

58 km bis zum Meer. Das könnte ich Morgen in einem Rutsch schaffen. Aber da sind ja noch Nimes und Arles!
Beide Städte schaff ich nicht. Und an allen beiden vorbeizufahren, wäre auch eine Schande.
Ich denke, ich folge dem Rat von Thierry und Ute, den etwas längeren Weg durch die Camargue zu nehmen.
Also Morgen Arles und dann bis ans Meer!!! Ich habe ja schließlich Zeit.

Nachtrag:

Habe heute im Papstpalast die drei Radlerinnen wieder getroffen, mit denen ich Donnerstag eine Ehrenrunde um die Brücke von Viviers gedreht habe. Sie erzählten, dass sie es versucht haben, dem Vorschlag von ViaRhona zu folgen. Dabei sind sie einerseits auf eine "rote"Straße und andererseits auch über die Berge geschickt worden. Also war mein Ausflug zu den Windkraftanlagen auf der Bergkette doch gar nicht so schlecht. Immerhin war mein Weg etwas kürzer.

Freitag, 20. September 2013

19. Tag von Orange nach Avignon:

Wer kennt noch die "Was ist paradox-Witze". Ich habe einen neuen:"... wenn ein bekennender Biertrinker 15 km Umweg fährt, um in Chateauneuf-du-Pape einen Kaffee zu trinken".

Dabei fing alles ganz gemütlich an. Nachdem hinter Orange die weißen Jumper-Sprinter-Caddy-Jumbo- Dobló Handwerkerautos ihre Arbeitsstelle erreicht und die Mütter ihre Kinder in die Schule gefahren hatten, gehörte die Straße zum

Montventoux

ganz allein mir- aber ich bin dann doch weiträumig am Heiligen Berg der Kelten und Fahrradfahrer vorbeigefahren.
Aber dann... (es wird langsam zum running gag)
Was als ein gemütliches Einlaufen nach Avignon geplant war, - um die 30km - gestaltete sich dann doch wieder etwas schwieriger. Wie sagt, aus mir unerfindlichen Gründen landete ich auf einmal auf der Straße nach Chateaunef-du-Pape. Auf diese Weise habe ich immerhin das neue Schloss des Papstes kennengelernt.
Na ja, hat auch schon mal besser ausgesehen.
Das ganze Nest eine Weinverköstigung an der anderen,  und um 11:00 haben die Rotweinnasen schon an den Türen gekratzt.
Nach meiner Karte hätte es eine kleine Straße gegeben, die direkt nach Avignon führt, aber die Dame im Touri-Info-Büro meinte, die kleine Straße würde direkt auf die schreckliche, lastwagenvolle N7 führen,- keine Chance ihr auszuweichen. Also fuhr ich dieselbe Straße wieder zurück, um schließlich auf der anderen Seite der Rhone Richtung Avignon zu fahren, was dann ganz gemütlich war. Aber gut warm.
Avignon ist tourimäßig 5 Sterne und dementsprechend voll und teuer. Aber wirklich ein Hammer.
Mein  Hostel, - mitten in der Stadt  (ich habe dazu gelernt!!), aber ohne eigene Toilette und Dusche, ist so teuer, wie andernorts eine ordentliche 2 Sterne-Unterkunft. Trotzdem werde ich noch eine weitere Nacht bleiben.  Avignon kann man nicht an einem halben Tag abhaken.
Heute Nachmittag habe ich schon einige absolute Highlights gesehen. Den Papstpalast hebe ich mir für Morgen auf.
Aber die Ausstellung zu den Päpstinnen war schon stark: "Camille Claudel, Louise Bourgeois, Kiki Smith, Jana Sterbak und Berlinde de Bruyckere" - ein auf den ersten Blick unmögliche Mischung, die aber funktioniert. Ich habe noch nie eine reine Künstlerinnenausstellung auf derart hohem Niveau gesehen!
Dann war noch etwas Zeit für die klassische Moderne und 2 Kirchen.
Das muss man erst einmal verarbeiten!!!

Freue mich auf einen ereignisreichen "Ruhetag" in Avignon.