Mittwoch, 18. September 2013

17. Tag: von Valence nach Montelimar

Valence am Morgen. Die Sonne scheint. Es geht ein kalter Wind. Doch ab 10:00 wird es ein Ohne-Linge-Tag, zuerst die Beinlinge, dann die Armlinge weggepackt.
Zuerst führen mich dieViaRhona Schilder direkt auf den Uferweg. - und nach 3 km wieder weg. Aber immerhin, sie leiten mich den ganzen Tag vorbildlich. Manchmal allerdings sind die Informationen verwirrend, wenn  z.B. Montelimar in 2 verschiedene Richtungen angezeigt wird.
Der Weg zu dem Montelimar, für das ich mich entscheide, fängt gar nicht gut an. Wieder Containerhafen, wieder Raffinerien und riesige Öltanks, wieder jede Menge Industriegleise, die die Straße kreuzen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie vorsichtig ich über diese Gleise geschlichen bin.
Aber eines muss man den  ViaRhona Schilderaufstellern lassen. Heute waren es wirklich bis auf die ersten Kilometer ausnehmend reizvolle kleine Sträßchen - nicht direkt an der Rhone, aber durch Sonnenblumenfelder, Pfirsichplantagen (leider schon abgeerntet) und winzige Dörfer.
War vor einer Woche der Himmel längs geteilt, so war er heute quer geteilt. Hinter mir die grau/schwarzen Wolkentürme, vor mir immer mindestens ein blauer Streifen am Horizont. Es dauerte etwas,  bis ich merkte, was es mit diesem blauen Fenster vor mir auf sich hatte. Es war der Wind, der mit unterschiedlicher Stärke in meine Richtung blies. Das muss der Mistral sein, von dem mich alle gewarnt hatten. Wenn er es ist, der für das blaue Fenster verantwortlich ist, dann ist der Mistral mein Freund (und Freunde können ja manchmal auch ziemlich nerven). Es war überhaupt ein eigenartiges Fahren. Der Wind ließ einen fast frösteln und  gleichzeitig spürte ich die Kraft der Sonne auf der Haut. So entstehen beim Radeln milde Formen der Euphorie.
Überhaupt, das Schöne am Radfahren ist,-   dass man, abgesehen davon, dass die Beinen kleine runde Bewegungen ausführen, nicht viel zu tun hat. Was einem wiederum Zeit gibt, über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens nachzudenken. So beschäftigte mich heute längere Zeit die Frage, wie das wohl mit den Krähen und Raben ist, die es gelernt haben, Walnüsse aus einiger Höhe auf die Straße fallen zu lassen, um sie zu öffnen. Das können Krähen in Engen, das können Krähen im Elsass, das können die Krähen von Lyon und die von Valence können es auch. Nun stellt sich natürlich die Frage. Gibt es eine WW-Krähenvernetzung, die solch bahnbrechende Erfindungen an andere Krähen weitergeben? "Ey, ich habe da gerade etwas entdeckt, könnte Euch auch interessieren..." Oder haben das Krähen immer wieder neu erfunden. Übrigens auch eine uralte Frage der Anthropologen. Denn auch bei uns wissen wir nicht immer so genau, ob eine Kulturtechnik über weite Strecken "gewandert" ist, oder ob  sie an verschiedenen Orten der Erde zu verschiedenen Zeiten neu erfunden wurden. Vielleicht sollten wir die Krähen fragen.
Eine "Kulturtechnik", die mich heute ebenfalls den ganzen Tag beschäftigt hat, ist der Hausbau hier in der Drome:
In den kleinen Ortschaften sind die meisten Häuser mit Flusskieseln gebaut, und zwar wie zu sehen ist, auf eine ganz symmetrische Weise. Doch was mich am meisten faszinierte war, dass diese Steine fast alle gleich groß sind. Manche haben sich dann noch mit den Farben gespielt, manche haben unten mehr die runden, und dann wieder 2 Reihen flache genommen. Wie es den Anschein hat, ist die Kunst diese Mauern zu bauen, in diesem Abschnitt der Rhone noch nicht ganz verloren gegangen. Wie schön, dass es Leute gibt, die sich die Zeit nehmen, jeden Stein, den sie verarbeiten anzuschauen und zu entscheiden, wo er hingehört!
Einen gewissen surrealen Toch erhielten die Bilder von diesen Dörfern dadurch, dass ich den ganzen Tag in der Ferne, die Wolkensäule aus den Kühltürmen des Atomkraftwerkes bei Montelimar sehen konnte!!
Geradezu zynisch, was sich diese "Kulturtechniker" zur Verschönerung ihrer Errungenschaft einfallen ließen. Auf dem rechten Kühlturm, sitzt ein nacktes Kind. Es hat eine Schale in der Hand. Vor ihm, aus geometrischen Mustern zusammengesetzt, eine Art Vulkan, aus dem ein Feuerschein leuchtet. Das Kind hat eine Schale in der Hand und schüttet wohl Wasser in den Vulkan. Das "große Kind" -Mensch, kann wenn es nur will, selbst Vulkane löschen,- also keine Sorge!! Wir haben alles im Griff !!
So in Gedanken, mit den zentralen Fragestellung der Menschheit beschäftigt, war ich schneller an meinem Tagesziel, als ich geplant hatte. Eine superliebe Rezeptionistin ließ mich ins Hotel, obwohl es eigentlich erst um 17:00 aufmachte, so dass ich Montelimar in aller Ruhe und ohne mein Geraffel besichtigen konnte.
Wie schon in Valence ist auch die historische Innenstadt hier total lebendig. Hier gehen die Leute noch einkaufen, hier gibt es noch Läden für den täglichen Gebrauch, von der Vorhangstange bis zum Rohmilchkäse gibt es fast Alles. Natürlich gibt es außerhalb der Städte auch die riesigen Super-Hyper-Märkte mit ihren endlosen Parkplatzwüsten. Aber wie es den Anschein hat, kauft man auch noch in den Innenstädten, und zwar nicht nur Handys und Hamburger.

Was ich mir merken muss:

12. Wann lernst du das endlich! Wenn du am Ende der Tagestour die Packtaschen runte rnimmst, dann fange mit der Tasche an, die dem Fahrradständer gegenüber liegt. Das hast du jetzt wahrlich oft genug erlebt, was passiert, wenn man zuerst die Packtasche auf der Seite des Fahrradständers abmacht. Wie viel Kerben, für ausgemachte Blödheit, willst du dir noch von einem umfallenden Fahrrad ins Schienbein schnitzen lassen?

 


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