Sonntag, 22. September 2013

21. Tag: Von Avignon nach Arles

3 Wochen unterwegs. Kommt mir gar nicht so vor. Jeden Tag neue Eindrücke und Erlebnisse. So kann es weiter gehen.
Heute Morgen, habe ich, dank deines Tipps, lieber Hubert, die richtige Brücke aus Avignon heraus erwischt.
Ein ~lingloser Bilderbuchtag. Kühler Wind und Sonne. Gänsehaut pur! Aus Avingnon herauszufinden kein Problem. Die kleine Provinzstraße am Sonntag ohne auch nur ein weißes Jumper-Caddy-Kangoo-Dobló-Sprinter-Handwerkeraute, das aus dem Auspuff  "keine Zeit, keine Zeit.." hustet, keine Mütter-Autos, die Hektik verbreiten: ".. der Lehrer hat schon die letzten drei Mal gesagt, dass es ihm egal ist, wer verschlafen hat...", einfach nur Sonntag!!!
Und der "Weg des kleinen Toni" ist wirklich idyllisch:

UND - kein "aber dann..."-TAG:
Ich radle vor mich hin und habe wieder Zeit meinen Gedanken nachzuhängen,
warum zum Beispiel jedes noch so  winzige Dorf in Frankreich
Video überwacht sein muss. Geht der "schwarze Mann" wirklich überall um?
Und ob wir  bei uns nicht auch langsam auf  "alemannische" Ortsschilder drängen sollten?   ENGA macht ja noch nicht so viel her, aber HOPETZL (ich finde das sieht eindeutig besser  als Hoppetenzell aus) .
DOCH DANN werde ich abrupt aus meinen tiefsinnigen Überlegungen gerissen:
J

Hier ist was los! Da sind Industriegleise ein Dreck dagegen. Ich lege einen höheren Gang ein und komme heil durch den Ort.
Auf halbem Weg zwischen Avignon und Arles liegen sich die beiden Orte Tarascon und Beaucaire gegenüber. Genauer: 2 Gewaltige Burgen.
 Man kann sich lebhaft vorstellen, wie wichtig diese Handelswege hier waren, und wie gut man "zur Herstellung der Sicherheit" seine Abgaben erheben konnte.
Und das schönste an Tarascon ist, dass ich heute wirklich an dem Ort vorbeigekommen bin, an dem der wunderschöne Drache Tarasque gelebt hat- der leider gegen die hl Martha nichts ausrichten konnte, aber
der immerhin auf einem meiner Lieblingsbilder verewigt worden ist:

Hätte mich schon interessiert, wie sie das gemacht hat.

Und so vergeht der Vormittag wie im Flug und ich komme schon kurz vor Eins in Arles an.
Im Hotel sind sie so nett uns lassen mich schon rein, - d.h. das Rad und die Taschen abstellen und ich kann mich auf Stadterkundung machen.
Im Gegensatz zu Avignon oder Orange, die, abgesehen davon, dass sie jede Menge Weltkulturerbe zu bieten haben, ganz "normale" Städte sind, ist mein erster Eindruck von Arles, dass die Dichte von Highlights im Verhältnis zur Stadt so enorm hoch ist, d.h. dass man kaum aus den Touri-Souvenir-Speisekarten-in-sechs-Sprachen-Pizzerien-Vierteln rauskommt.
Aber die Highlights sind wirklich bemerkenswert. Die Arena, das antike Theater (obwohl, gegen das von Orange kann dieses hier nicht anstinken, es hat überhaupt keinen Bühnenraum mehr!) die Thermen des Kaisers Konstantin - u n d das hat mich vor allem umgehauen, die Kirche und die Klosteranlage von Saint Trophime. Solche  romanischen Meisterwerke der Steinmetzkunst  habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Wände, Torbögen, Kapitelle endlos Geschichten und Erzählungen.
  Da geht es rund! Wie elegant der Arm des Mannes aus dem Maul des Löwen hängt! Ich könnte ins Schwärmen kommen.
Unterm Strich: Ein 10 von 10 Punkte-Tag

Und Morgen? Manne möchte ans Meer!!

 Was ich  heute gelernt habe:

Viel. Aber vor allem, dass es in der ganzen Provence nicht annähernd so intensiv nach Lavendel riecht, wie zwischen dem Papstpalast und der Brücke von Avignon - und zwischen der Arena und der Kaiser Konstantin Therme von Arles.

Was ich mir merken muss: 

16. Man reist,  um "Land und Leute" kennenzulernen. Soll heißen, man soll  durchaus auch Kontakt zur einheimische Bevölkerung aufnehmen. Doch Vorsicht: an einem Sonntag, in einem kleinen Ort, in einer kleinen Bar, die ortsansässigen Pernodtrinker (die übrigens inzwischen mehrheitlich auf Bier umgestiegen sind; ich habe Pernod nur eingefügt, um einfließen zu lassen, dass ich mich mit der französischen Kultur und Lebensweise auskenne) nach einem bestimmten Weg (in diesem Fall den des "kleinen Toni")  zu fragen, kann zu erheblichen Komplikationen führen. Einerseits zeigen sich die ortsansässigen Barbewohner als sehr kooperativ und sind bemüht, dir den Weg aus der Stadt en detail zu erklären. Andererseits entsteht sehr schnell Streit unter den Experten, was dazu führt, dass du zeitweilig nicht mehr ins Gespräch eingebunden bist und deine Karte intensiv  mit deinem Kuli verbessert wird.
Das Ergebnis der Debatte wird dir dann von einem der Experten, der einige Zeit in Sevilla gearbeitet hat und dementsprechend wenig Spanisch kann, mitgeteilt. Es entspricht in etwa dem, was du aus der Karte eh schon entnommen hast.
So also nicht: Besser, zwei Straßen weiter in einer Konditorei, einen Cafe (äncafä) und ein Eclair bei einer netten Konditorin bestellen und noch einmal fragen. In 3 knappen Sätzen wird dir der Weg aus der Stadt erklärt, den du dann schließlich auch findest.


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